WRITING

A collection of poems and prose written over the years in English and German in no particular order.

Note: the poems have been formatted for screens 13” and up — please keep that in mind.

prose

GER
(these texts are available in ‘audio book’ form, too)

  • Der Zug: ein Fenster mit immerzu wechselndem Ausblick.

    16. Februar

    Das Wasser rinnt zu meiner Linken am Fenster herab und lässt die Formen des tristen Bahnsteigs tanzen. Ich habe mich noch immer nicht ganz daran gewöhnt, fernab meines trauten Tisches zu schreiben. Unbeholfen decke ich stets meinen Notizblock zu, wenn ein Mitreisender an mir vorbei zu seinem Platz geht. Es ist zu früh, um mich zu offenbaren, die Gedanken sind noch nicht erwachsen; sind auf meine Hilfe angewiesen…

  • Die bisherigen tausend Lichtjahre gingen sie wie auf Wolken, doch auf den letzten Metern begann der Grund sich gegen ihre Schritte zu wehren. Zuerst war da ein Sandkorn unter ihrem Schuh, dann wehte eine Staubwolke an ihm vorbei, und schließlich stiegen die beiden, Hand in Hand, eine Sanddüne empor…

  • Am Rande des sich immer weiter entfaltenden Universums ragt stets der bröckelnde Turm einer Sandfeste empor, die immer dort ist, wo die Welt endet. In ihr beheimatet ist alles, was verdrängt, verschrien, verscheucht und vergessen wurde. Tausendfach wie ihre Sandkörner sind ihre Fundstücke; ihre Vorräte an Büchern, Gedanken und Menschen. Es stapelt sich die Vergangenheit in ihr, und die Visionen der Zukünfte, die nie wurden. Jede Mauer fasst in sich das Potenzial aller ungenutzten Alternativen. Sie ist anachronistisch, denn sie wächst stetig, und folgt immer nur den stilistischen Regeln der Gegenwart, ohne Rücksicht auf ihren eigenen Inhalt zu nehmen.

    Und irgendwo wird der Zeitpunkt kommen, dass eine bauschende Welle des Weltalls ihr Fundament erfasst und mit sich zieht in seine Tiefen und die Festung wird fallen, wie es alle Sandburgen tun, und der Junge wird weinen, ehe er sie vergisst.

  • Die Glocke, deren Nachhall durch die Korridore läuft wie durch eine Kathedrale, verkündet die alltägliche Eröffnung. Der ausgehungerte Schein der Leuchtröhren, die die kahlen Betonwände erhellen, ist totenbleich. Aus der Tiefe des Baus erklingt das undeutliche Gewirr dutzender Füße, die ruhig, doch schnellen Schrittes, die tiefen Tunnel durchstreifen, von allen Seiten auf die Mitte des Gebildes zuströmend. Selbst der dichte Teppich, der die gesamten Flure bedeckt, kann das Dröhnen nicht verschlucken; verhindert nicht, dass das Dröhnen der Menge ausläuft wie eine Welle, die durch die Gänge schwemmt…

  • Seit vier Minuten wartete ich nun schon darauf, das Läuten der sich öffnenden Tür hinter meinem Rücken zu hören. Zuerst dachte ich, ich wollte andersherum sitzen, mit dem Gesicht zum Eingang, aber so hätte ich beständig die Vorüberschreitenden beäugt, als seien sie ein Schattenspiel, oder aber ich ein beängstigender (in Wahrheit jedoch nur ein ängstlicher) Tiger im vergitterten Zoo…



poetry

ENG/ GER

Welle

Meine Füße im Sand, schaue ich hinaus 
auf das Meer, und betrachte die 
herrlichen Wellen.
Sie nehmen mich ein, und ich folge 
gebannt ihrem Lebenszyklus, immer 
wieder aufs Neue.
Ich wünschte, ich wäre bei ihnen, dort 
draußen, oder sie kämen her. Ihre
Schönheit bezaubert.
Doch dann rasen sie mir entgegen, und 
stolpern und brechen, und die Illusion 
ihrer Makellosigkeit zerschellt an meinem 
aufmerksamen Auge; statt ihrer glasigen 
Bläue liegt mir ihr weißer Schaum zu
Füßen.
Und so stehe ich an dem Strand und 
schaue hinaus, und denke:
"Ich finde Wellen wohl nur von Weitem 
schön", bis mich plötzlich eine
unsichtbare Strömung erfasst; mich zu 
Boden wirft und in die See. Ich verlier' 
Halt, Luft, Kontrolle - Und bin glücklich, 
denn der Strom hat mich kalt erwischt.

2021

(constructed at the Zentrum Paul Klee, Bern,
out of titles of the artist’s paintings)

[nach der Katastrophe]
[sie] [die] [Ruhende Sphinx]
[er] [ein Gelehrter]
[ein] [vergesslicher Engel]
[voller Hoffnung]
[es dämmert] [sie] [frisst ihn]

[Wird dann Ruhe?]

2022

Their visors two black plates

the lone astronauts drift down their orbits.

Coming closer, they greet each other

without a gesture.

“Still no luck?”,
asks he, looking at his own reflection growing bigger.

“Nothing. You?”,
returns she. Her body morphs;
its halves disappearing alternately, as he
draws closer.

Their suits bleached

to the white of bone,

or were they always, hold

two black spheres;

therein their faces (one must hope);

therein their fear, bleached
to the rigidity of indifference,
or was it always,–

they pass by, like

commuters, as they have done so often.

“Same place, same time?” he asks her, back to back.


“Eventually we’ll find it.”

2020

To rip an apple in two halves,
one must squeeze the palms' flesh into its socket and
apply pressure, pulling it
apart along its spine.
Sometimes, I wish to do the same to
my head; to push the meat against my eyes,
to burrow it, and
split my head in two, spilling
its seeds over the kitchen table.

A neat party trick.

2023

Der ruhende Speer durchbricht
die Wasseroberfläche den Fisch
suchend durchzischt die Luft
den Donner fordernd durchfährt
das Haar die Zöpfe flechtend
durchbricht den Spiegel die
Splitter schleudernd
durchsticht den schwarzen Samt
die Welt schaffend regungslos.

2023

After the roaring abyss of a busy night,
How calming feels the serenity of
People shouting in the morning as they
Go about their life; after all, the birds do just the same.
A black-and-white cat crosses my path.
I guess, l'll be lucky sometimes.

2019

Ms. Waterfall

How silly of you to think
that I am trying to insult.
When I call you so, it paints
a picture in my mind
of a secluded place deep in a
forest – nothing but trees.
And in their middle stands a rock:
hard and stoic.
No force will ever move it;
no wind will do it harm.
It rests there, king of the woods, and
weeps silently.
The water gushes from its eyes; a never-
ending stream, and covers everything beneath.
The water falls into the ground; it feeds the trees; it nurtures them.
The rock among the trees – the dead among the living.
Don’t worry, dear, you’re not the rock.
You are the water, that is the forest’s blood.
And when I call you out on that, it is but
admiration.

2018

As children, we often try on our friends' glasses.
Delighted by the temporary blindness, we mock them for their oddity.
How dare their eyes see everything so out-of-shape?
„What do you see? Why, I could never - is this the life you're bearing every day?"
We wear them, play pretend and give them back thereafter, proud of our perfect vision. Superior. Relentless.
As we grow older, we evolve.

To love is to be able to see clearly through glasses that aren't yours.

2022

When I woke up, there was
a dead bird on my porch.

I stared at it forever.

Its eye half-closed, a fly
exploring what it found;
sucking out the last
glimmer of life.
Its beak as sharp;
the feathers just as vibrant
— I realised the only thing that's dead about the bird is me: my
knowledge of its passing.

More flies had turned to vultures; they feasted on the corpse.
The door swung open as I left my house.
Carefully placing my feet, as if I were
afraid to draw attention,
I passed by the body.
I've never been so close to death before.
They didn't even look at me
— I realised the only thing that's death about the bird is me: my
knowledge of its presence.

I went inside,
I closed the door,
and I forgot.

I wonder

where did it fly to?

2021

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