Seit vier Minuten wartete ich nun schon darauf, das Läuten der sich öffnenden Tür hinter meinem Rücken zu hören…

Seit vier Minuten wartete ich nun schon darauf, das Läuten der sich öffnenden Tür hinter meinem Rücken zu hören. Zuerst dachte ich, ich wollte andersherum sitzen, mit dem Gesicht zum Eingang, aber so hätte ich beständig die Vorüberschreitenden beäugt, als seien sie ein Schattenspiel, oder aber ich ein beängstigender (in Wahrheit jedoch nur ein ängstlicher) Tiger im vergitterten Zoo. Nein, die Ruhe bewahren konnte ich nur, wenn ich der jungen Frau in der offenen Küche beim gleichsamen Umrühren zusah. Wann immer mein Blick doch wanderte, blieb mein Kopf unbeweglich. So sprangen meine Augen im Viereck meines Brillengestells von den bunten Servietten zu der altmodischen Kasse; von den mit Bildern tapezierten Wänden zurück zu meinem nassen Regenschirm, der wie eine gekrümmte Blume aus einer Vase voller seinesgleichen ragte. Das Zischen des Fetts in der Pfanne verflocht sich synkopisch mit dem Prasseln des Regens.

Sieben Minuten. Lag ihm weniger an diesem Treffen als mir? War etwas geschehen – brauchte er Hilfe? Ich studierte die Karte ein weiteres Mal. Diesmal würde ich etwas anderes bestellen als beim letzten Lesen; innerlich. Ein neues Szenario entfaltete sich in meiner Vorstellung: ein anderes Gespräch, andere Komplimente, die peinliche Stille im anderen Augenblick. Doch am Ende jedes Szenarios schaute ich verträumt zu ihm auf und spürte plötzlich, wie seine Hand meine streifte. Ganz ohne Szenarien, im Hier und Jetzt, errötete ich.

Zwölf Minuten. Mein linkes Bein sprang auf und ab, den hängengebliebenen Regentropfen wurden Schweißperlen beigemischt, die gemeinsam eine Kurve um meine Augenbrauen beschrieben. Ich schaute hinab zu dem Tisch, auf die Taschenuhr, die vor mir lag; aufgeklappt wie ein Kompass, der mich durch die Zeit wies. Die Sekunden rannten berauschend, während die Minuten, ihnen dicht auf den Fersen, sichtlich nach Luft schnappten. War Zeit schon immer so schnell gewesen, oder war es mein Herz, dessen Puls die Momente verfliegen ließ? Das Donnern der Tür hinter meinem Rücken ließ mich aus meinem Grübeln aufschrecken wie ein Wecker, der den Schleier des Traums von einem reißt. Ruckartig drehte ich mich im Aufstehen um und sah ins vertraute Gesicht, sorgenfrei und warm leuchtend. Und hinter ihm an der Wand: eine Uhr. Er hatte nur eine Minute Verspätung.